JND- Die Verheißung des Lebens


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Titus 1.

Es ist der Anfang dieses Kapitels, welchen der Geist Gottes mit einem besonderen Charakter bezeichnet, worüber ich zu sprechen wünsche — den uns betreffenden ewigen Gottesgedanken, den wir im 2. und 3. Verse finden. Böses war eingedrungen, und es- ist sehr bemerkenswert wie der Geist uns im Hinblick darauf zum Anfang der Vorsätze und der Gedanken Gottes zurückführt. Als das Böse fortschreitet und die Verderbtheit eindringt, wendet sich der Apostel zu dem Ursprung von allem zurück, zu dem, was von der göttlichen Natur selbst kommt (wie alles, welches dem Bösen entgegen treten und uns voran helfen kann, dorther kommen muss), das ist, dem ewigen Leben, welches Gott, der nicht lügen kann, verheißen hat vor Grundlegung der Welt; zu dem, was die Sache selbst betrifft, den Gedanken Gottes vor Grundlegung der Welt; zu dem, was Gott sich vorsetzte nach Seinem Ratschluss für uns, noch ehe sie geschaffen wurde. Das zeigt uns gerade, was wir sind und was der Mensch ist, mit und getrennt von diesem ewigen Leben.

Im Epheserbriefe finden wir es in Verbindung mit Christus (Kap. 3, 3-7): ein Geheimnis, das von den Zeitaltern her verborgen war in Gott, bis Christus auferweckt war als Haupt des Leibes, der Braut. Dies ist jedoch nicht der Gegenstand, bei welchem ich jetzt verweilen möchte. Ich gedenke nicht über die Versammlung zu sprechen, sondern das zu betrachten, was das Leben ist, bei der Verheißung des Lebens zu verweilen, welches in Gottes Gedanken war vor Grundlegung der Welt.

Noch vor derselben, sage ich, existierte dieses Leben in einer Person, in Christus, Demjenigen, welcher im Anfang bei Gott war und Gott war; das ist der Christus, in welchem mein Leben bei dem Vater verborgen ist. Der in Sich Selbst das Leben war, kam in die Welt als das Leben und offenbarte das Leben. Die Sache selbst war verkörpert in der Person des Herrn als Mensch; da war es — das Leben der Menschen, nicht der Engel. Das, was der besondere Gedanke Gottes gegen den Menschen war, ist gezeigt in der Menschwerdung Christi; dieses Leben ist uns mitgeteilt worden, zwar mittelst des gepredigten Wortes. Dieses göttliche Leben ist hienieden in einem Menschen, dem Herrn Jesus, geoffenbart worden. — Er hat es uns gegeben, und es offenbart sich jetzt in unseren Leibern. Es zeigt den Charakter der Gottseligkeit in seiner Kundgebung. Es sagt uns, was wir sind. Es ist in einem armseligen Gefäß, in welchem ein nichtswürdiger Wille ist; aber es sagt mir, was ich bin und was die Welt ist und wirft ein weiteres Licht, um zu zeigen, was der Mensch als ein gänzlich von Gott abgewichenes Geschöpf ist.

Moralischerweise ist die Welt in der Entfremdung von Gott ausgewachsen; das heißt, die Welt, in welcher wir leben — alles, was wir um uns her sehen — hat sich aus der Entfernung von Gott entwickelt; das Leben aber, das wir besitzen, existierte vor Anfang der Welt. In diesem Teil der Schrift liegt eine Fülle von Einfachheit und Glückseligkeit bezüglich dessen, was das Leben ist, praktischerweise geoffenbart lind gegeben in Christus. Viel Böses war hereingekommen; Satan verdarb die Wahrheit durch zügellose Vernünftelei des menschlichen Geistes. Der Apostel warnt Timotheus und Titus besonders und bringt sie zurück, nicht zu dem allgemein christlichen Bekenntnis, sondern zu dem Glauben der Auserwählten Gottes, zu dem Anerkennen der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist. Sie sollten solche sein, welche die Gesinnung und die Gedanken Gottes kannten, die ans Ihn geworfen waren. Habe ich göttliche Belehrung, so kann ich sagen, dass ich die Stimme des Hirten kenne, und wenn es nicht die Seinige ist, so werde ich auch das wissen. Die Wahrheit, welche nach der Gottseligkeit ist, ist nicht nur anerkannt, sondern kommt als von Gott durch einen Menschen zum Ausdruck, welcher für und zu Gott lebt. Die Gottseligkeit ist das, was ein Mensch tun würde, wenn er von Gott dazu angetrieben wäre; das, was ein Mensch nicht tun würde, wenn Gott ihm recht nahe wäre, das ist klar, würde gewisslich nicht für Gott sein. Ein Mensch, der täglich durch die Erkenntnis Gottes belehrt wird, wie er für Gott leben soll, wird alles tun, um diese Wege der Gottseligkeit zu offenbaren, da er diese Wege kennt, weil er Gott kennt. Ich spreche nicht vom recht oder unrecht tun, noch von Gewissenhaftigkeit, — offenbarlich sollte ein Gläubiger betreffs anderer gerecht handeln, — ich spreche von Gottseligkeit. Ohne Gott zu kennen, vermagst du nie für Ihn zu sein; ich kann Seiner nicht würdig wandeln, wenn ich Ihn nicht kenne; ohne diese Kenntnis kann ich nicht mit Gott wandeln, obwohl ich aufrichtig unter Menschen wandeln mag. Hier handelt es sich darum, Gottes würdig zu wandeln, die Lenden (Zuneigungen) umgürtet. Dies bezieht sich auf alles, was uns in Christus geoffenbart ist. Was die Beweggründe und das Leben anlangt, so ist dem Gläubigen die Gesinnung Christi geoffenbart, um ihm zu zeigen, wie er sich unter allen Umständen zu bewegen hat. Christus war Sich stets gleich — niemals durch Umstände geleitet. Sorgen und Elend konnten Sein Herz in göttlicher Liebe bewegen, aber in Seinen Beweggründen war Er unter allen Umständen Sich stets gleich (natürlich vollkommen). Es ist die Gesinnung Christi, welche die Gläubigen haben sollten.

Welch einen wunderbaren Platz besitzen wir! Aber nur, wenn wir von Gott belehrt sind, vermögen wir dies zu erfassen, nämlich die Hoffnung des ewigen Lebens, welches verheißen war vor Grundlegung der Welt; aber bemerken wir wohl, dass das Leben des Adams das nie sein konnte, sondern es ist ein göttliches Leben in denen, die errettet sind — ein Leben für den Himmel. Wir haben es schon und werden wegen desselben dort sein. Dort wird erst die volle Entfaltung dieses Lebens sein; alles, jedes Wort und jegliches Lob wird der Gegenwart Gottes entsprechend sein. Als Teilhaber der göttlichen Natur werden wir in völligster Glückseligkeit dort sein, wo nichts existieren kann, was nicht mit der göttlichen Natur übereinstimmt, wo alles im Einklang mit jenem Leben sein wird und wir selbst uns als Besitzer desselben in der höchsten und gesegnetsten Vollkommenheit befinden werden. Wir gehören jenem Platze schon an, während unsere Leiber noch hienieden sind. Das Leben, welches wir empfangen haben, kam von dort hernieder und hat seine völlige Sphäre des Segens einzig dort.

Die Verheißung Gottes vor Anfang der Welt war dieses Leben, und war in den Gedanken Gottes für uns, noch ehe die Welt bestand. Ich spreche jetzt nicht von Vorherbestimmung, sondern von der Sache selbst, welche in den Gedanken Gottes war vor allem Anfang. Wenden wir uns zu 1. Joh. 1, so sehen wir, wie dieses Leben herniederkam. „Was ..... unsere Hände betastet haben, betreffend das Wort des Lebens." (Vers 1—3). Es ist ein wirklicher Mensch. Das Leben, welches bei dem Vater war, ward hienieden in der Person Christi geoffenbart. Bei Vielen findet man eine große Unbestimmtheit der Gedanken bezüglich dieses Lebens. Es ist Christus Selbst. „Wenn der Christus, der unser Leben ist." u.s.w. Noch ehe Er von der Mitteilung des Lebens spricht, redet Er von dem Offenbarwerden desselben. Johannis konnte scheu, was es hienieden unter Freunden und Feinden war; er sagt: „Was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben, betreffend das Wort des Lebens." Das Leben, welches bei dem Vater war, ist das Leben, das verheißen war vor Anfang der Welt. Was es ist, finde ich vollkommen dargestellt. Dieses Leben sehe ich in Einem, Der zur bestimmten Zeit als Mensch es völlig offenbarte. Der zweite Adam ist der Mensch, in welchem die Vollkommenheit des Lebens gesehen wird, ein Mensch in dieser Welt, der in allem versucht ward, gleichwie wir, ein vollkommener Mensch, ohne Sünde in Sanftmut und Heiligkeit in der Welt wandelnd, ein uns vorgestelltes Beispiel für unseren Wandel.

2. Timotheus 1, 9 zeigt uns die Art und Weise, in welcher es uns in Christus gegeben wurde. Gott verbindet hier zwei Dinge: errettet durch Christus gemäß Seines eigenen Vorsatzes und Seiner Gnade, in Ihm uns gegeben vor Beginn der Welt. In diesem Leben sehen wir etwas, das seine Entfaltung im Himmel hat. Wir haben es jetzt und an einem Orte, wo es gehindert wird. Es leitet meine Gedanken und Gefühle stets dem Himmel zu, wo dasselbe war vor dem Anfang der Welt. Obgleich entfaltet in aller Vollkommenheit hienieden durch Ihn, Der den Tod zunichte gemacht und Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht hat, war das Leben im Himmel ehe es hier geoffenbart ward. Wundervolle Wahrheit!

Damit wir au diesem Leben teilnehmen könnten, ging Christus durch den Tod und hat ihn zunichte gemacht. Der Tod ist eine aufgehobene Sache für die Heiligen; er nimmt uns aus allem Elend des ersten Adams heraus. Mit den Heiligen des alten Testaments war dies nicht so; sie konnten nicht sagen: „Ausheimisch von dem Leibe und einheimisch bei dem Herrn." Der Tod vernichtete ihnen alles. Elias ward als ein Zeugnis hinweggenommen, ohne durch den Tod zu gehen; aber Christus ging durch denselben, ihn vernichtend, erstand und fuhr hinauf gen Himmel, und so ward Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht. Beachte Joh. 1, 4 „In Ihm war Leben." Niemals kann man das von einem Heiligen sagen. Gott gibt uns dieses Leben in Seinem Sohne. Wäre es in uns selbst, so könnten wir es verlieren, aber wenn Er mein Leben ist, kann ich es nicht verlieren. „Wer den Sohn hat, hat das Leben."

Er ist das Leben und das Licht der Menschen, nicht der Engel. Dies ist eine unaussprechlich demütigende Wahrheit für uns. Wenn Gott lebengebende Kraft ausübte, so sollte sie in einem Menschen geoffenbart werden; deshalb wurde der Sohn Seiner Liebe ein Mensch. Gott offenbarte es durch die Fleischwerdung des Wortes — des ewigen Sohnes. Der Verheißung nach war Er uns gegeben vor dem Anfang der Welt; und Er kam persönlich in die Welt. Das Wort ward Fleisch und wohnte unter Menschen in all den Umständen, in welchen wir wandeln. Er ging hinab in den Tod des ersten Adams und vernichtete den Tod, brachte Leben und Unverweslichkeit ans Licht und ging hinauf zur Rechten Gottes, dieses Leben in einem Menschen dort oben darstellend. Welch ein Gedanke! Dieses ewige Leben in dieser Welt — ein Mensch, ein armer Mensch, ein Zimmermann, Einer, der nicht hatte, wo Er Sein Haupt hinlegen konnte. Das vor dem Anfang der Welt verheißene Leben ist nun geoffenbart worden durch die Erscheinung unsers Heilandes Jesu Christi und zur bestimmten Zeit denen geoffenbart, welche durch die Verkündigung des Evangeliums geglaubt haben. Christus Selbst ist die große Erstlingsfrucht dieses Lebens, das wir als Errettete in Ihm haben — Er, die Erstlingsfrucht der großen Gottesernte. Ich wiederhole, dass dieses Leben, welches durch Verheißung gegeben war vor Grundlegung der Welt, ist geoffenbart worden in dem Christus, welcher in der Kraft desselben durch den Tod ging, und ist nnn im Himmel geoffenbart in dem auferstandenen Menschen Jesu Christus, während es hienieden in denen geoffenbart ist, welche durch die Verkündigung des Wortes glauben.

Es wird jetzt in der Welt verkündigt. Und was macht die Welt damit? Das ist die ernste Sache für eure Gewissen. Betrachten wir die Welt, so finden wir nicht den zweiten, sondern den ersten Adam. Wenn wir zum Garten Eden zurückblicken, so finden wir den Anhaltspunkt für den gegenwärtigen Zustand der Welt, und sehen, wie er seinen Anfang genommen. Dem Menschen, der geschaffen, verantwortlich seinen ersten Zustand zu bewahren, ward geboten, die Frucht eines gewissen Baumes nicht zu essen. Er isst sie — seinen eigenen Willen tuend — und wird aus dem Paradies hinausgetrieben. Die Welt beginnt da, wo das Paradies endet; und das ist die Welt, in welcher wir leben, nur ist sie tausendmal schlimmer, weil sie Christus verworfen hat. Ja, die uns umgebende Welt ist aufgesprossen, nachdem der Mensch aus dem Paradies getrieben ward. Ein Mensch, in verantwortlicher Stellung, von Gott abgewichen, machte die Welt zu dem, was sie ist. Und was für eine Welt! Ernst, wie die Verantwortlichkeit des Menschen in ihr ist, für uns, die Leben haben, ist sie nur vorübergehend. Es ist wahr, wir haben sie zu durchpilgern, aber dies hat nichts mit dem ewigen Leben zu tun, das wir haben, ausgenommen, dass sie der Platz ist, in welchem das ewige Leben geoffenbart und uns gebracht wurde. Ich möchte fragen: Womit beschäftigt sich der von Gott abgewichene Mensch? Er macht die Welt zu einem Schauplatz des Wohlgefallens für sich, indem er die Künste und Wissenschaften pflegt. (Man kann unter den Heiden die schönsten Beispiele von Kunst und Wissenschaften finden.) Ich wiederhole, der Mensch macht sie zu einem Schauplatz der Entwickelung und Entfaltung von Eigenschaften, welche nichts mit Gott zu tun haben, (die besten sowohl wie die schlechtesten haben nichts mit Ihm zu schaffen). Nun ist in dieser Welt das ewige Leben geoffenbart worden und wird jetzt geoffenbart. Ist es etwa durch ein Verbessern und Reformieren des Menschen, oder durch ein Ordnen der Zustände der Welt etwa bedingt, dass Gott das ewige Leben gibt? Empfängt man etwa Leben durch das Reformieren der Welt, indem das Böse und der Geschmack des von Gott abgewichenen Menschen modifiziert wird — oder etwa durch Verbesserung des Menschen ohne Gott?

Was ist der Mensch? Ein verantwortliches Wesen, das nicht verloren ist? Ein verantwortliches Wesen, wiederhole ich, weil von Gott entfernt, hat er für sich eine Welt ohne Gott errichtet. Bringe Gott in all die feinen Dinge, womit der Mensch beschäftigt ist, und was würde die Wirkung sein? Die meisten von uns wissen es als eine Tatsache, dass diese Welt mit all ihren Vergnügungen und Freuden für das Fleisch weder Gott noch Christus, Der das ewige Leben ist, einlässt, und mir empfangen es als eine neben eingekommene Sache. Ewiges Leben ist herniedergekommen, und ich habe es in einer Welt, welche all ihr Leben von dem ersten Menschen hat, einer völlig von Gott abgewichenen und entfremdeten Welt, einer Welt, die ihren Ursprung darin hat, dass der Mensch ans dem Paradies hinausgetrieben worden ist; einer Welt, welche, als Christus in göttlicher Schönheit und Gnade in ihr war, Ihm ins Angesicht spie und Ihn Hinaustrieb. Das ist die Welt, in der ich jetzt bin.

Doch wohin neigt mein Herz außerhalb der Welt? Zu jenem gesegneten Leben, das ich in Christus habe. Ich mag es gestern erst empfangen haben, aber die Sache, die ich empfangen habe, war droben für mich vor Grundlegung der Welt. Ich habe Christus als mein Leben. — „Was ich aber jetzt lebe . . . lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes;" und es war in den Gedanken Gottes, ehe die Welt war, mir dieses Leben zu geben. „Wer den Sohn hat, hat das Leben," — ein Leben gar nicht von Menschen; und nachdem ich es erhalten, habe ich zu zeigen, was seine Wirkung ist und von woher ich es empfangen. Was ist das Leben, das ich von dem ersten Adam erhalten habe? Ein ganz und gar sündliches; weil unter das Gesetz getan, ist es demselben nicht untertan; es ist ein Leben, das gelüstet und eigenwillig ist. Ich verurteile es gänzlich. Als Christus hier war und sich der Baum als schlecht erwiesen, sprach Er das Gericht über ihn aus. Das Fleisch ist eine gerichtete Sache. Ich finde nur Sünde und Verdammnis in Verbindung mit demselben, sehe aber Gottes Handeln mit dieser Sünde im Fleische; — „denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er seinen eignen Sohn in Gleichheit des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleische verurteilte, ans dass das Recht des Gesetzes erfüllt würde in uns, die nicht nach dem Fleische, sondern nach dem Geiste wandeln."

Beachte! nicht allein sind Sünden vergeben, sondern die Sünde ist verurteilt. Ach, sagt man, die Sünde ist im Fleische, ich habe und hasse sie! Sie erweckt in mir Gelüste, macht mich abgeneigt gegen das, was Christus erfreut, während mein Herz ans Ihn gerichtet ist; ich finde aber, dass Gott damit im Gericht handelte und hat sie an dem Kreuze hinweggetan. Er verurteilte sie da, wo sie hinweggetan worden ist, wo auch ich finde, was ich bin. Wohl habe ich Sünde, aber ich werde nicht dafür gerichtet — Christus ward für mich Zur Sünde gemacht, hat sie in Gnaden ans Sich genommen. Durch die Kraft dieser Wahrheit empfängt meine Seele vollkommenen Frieden. Ich habe kein Gewissen mehr von Sünden; nicht länger fürchte ich das Gericht Gottes, weil ich Vergebung habe, alles ist mit hineinversenkt in die Befreiung, die Christus gegeben. Ich habe vollkommene Freiheit; die Sünde hat keine Herrschaft. Ganz und gar richte ich mein Fleisch und all seine Lüste, sowie seinen Willen, weil es eine gerichtete Sache ist. Ich bin mit Christus gekreuzigt. Ich stehe in einer neuen Stellung. Ich habe ewiges Leben in mir, indem Christus mein Leben ist. Durch Seinen Hindurchgang durch den Tod habe ich Freiheit und Freude. Ich bin gestorben und bin mit Ihm auferstanden. Dies ist's, wozu ich gebracht bin.

Nicht allein habe ich ein Leben von dem, der von Gott abgewichen ist, sondern als ein Gläubiger habe ich das Leben Dessen, welcher in den Platz hineinkam, in welchem ich war, als von Gott entfernt, um mich zurück zu bringen. Ihm gehöre ich an. Ich bin erstanden mit Ihm, dort, wo das ewige Leben sich entfalten wird. Im Geiste bin ich jetzt dort, während ich im Leibe auf Sein Kommen warte. Ich bin in einer Welt, die lediglich vorübergehend für mich ist, sie ist nur eine Sache, durch welche ich hindurch zu gehen habe. Ich bin aber nicht von ihr, gleichwie Christus nicht von ihr war. Er ging hindurch, uns ein Beispiel lassend, auf dass wir Seinen Fußstapfen nachfolgen sollen. Ich soll mich selbst für tot halten. „Und wie wir das Bild dessen vom Staube getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen." Ein Gläubiger gehört nicht dem ersten, sondern dem zweiten Adam an. Christi Leben ist das seinige, dies allein erkennt er als sein Leben an — jenes Leben, das so gesegnet, so göttlich war, das die Welt nicht haben wollte und davor zurückwich, weil es so vollkommen war; Gott aber nahm es zu sich und setzte es auf Seinen Thron, als den einzig dafür passenden Platz.

Christus stellte hienieden alles dar, was dieses Leben kennzeichnet. Ich möchte ein oder zwei Züge desselben hervorheben. Einer ist das stille Vertrauen auf Gott, welches aus göttlicher Liebe entspringt und deren Frucht ist; das auf Gott hofft und fähig ist, gesegnete Gemeinschaft mit Gott zu genießen, das uns befähigt, in allen Dingen und Umständen hienieden zu wandeln, sich auf Gott verlassend. Man könnte dieses Vertrauen nicht haben, wenn nicht Christus gestorben wäre und die Sünde hinweggetan, und mich in Verwandtschaft mit Gott gebracht hätte. Mit einem gereinigten Gewissen kann ich mich Gottes freuen, und was mein Wandeln durch diese Welt anlangt, ist Christus mein Leben, mein alles. Ich bin bewussterweise von Ihm abhängig. Wir haben zu überwinden, so lange wir durch diese Welt wandeln. Wie? „Und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube." Das Leben hat diesen besonderen Charakter. Es vermeidet Böses und wandelt in Gnade durch diese Welt. Wenn ich das Leben des Christus habe, so habe ich hienieden im praktischen Leben zu wandeln, wie Er gewandelt, „Allezeit das Sterben Jesu am Leibe umhertragend, auf dass auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde," und mit dem Bewusstsein, dass es von Gott kam, verheißen, ehe die Welt war.

Sicherlich werden wir in diesem Mangelhaftigkeit finden, weil das Ich nicht gerichtet und der Geist nicht frei ist, um Christus zu genießen. Wir müssen wachen, auf dass die Dinge dieser Welt nicht das Leben eineiigen, welches sich offenbaren soll. Finden wir nicht beständig, dass wir unter die Macht der Umstände kommen, durch welche oft das Herz eingeengt wird? Wie oft müssen wir sagen: im rechten Augenblick habe ich nicht daran gedacht! Wenn wir aber allezeit das Sterben Jesu herumtrügen, so würde es stets leicht sein, Sein Leben zu offenbaren. Ist das Herz mit Christus erfüllt, so wird es auch stets für Ihn bereit sein. Es ist die Neigung der Heiligen, das Herz verengt zu haben — nicht für Gott und ihre Nachbaren bereit zu sein. Es würde nicht so sein, wenn unser Herz nur stets geübt wäre unter dem tiefen Bewusstsein dessen, was das Leben ist, welches wir erhalten haben, und welch ein armseliges, kleines, elendes Ding die Welt ist. Indem wir geübte Herzen haben zur Unterscheidung zwischen Gutem und Bösen, sollten wir vorangehen hienieden als Pilgere und Fremdlinge durch diese Welt mit gereinigtem Gewissen, imstande, das Fleisch zu richten als nur eine alte Sache. Da uns das Leben gegeben ist, so ist die Welt (welche durch ihre Gottvergessenheit zu dem geworden ist, was sie ist) der Platz, wo dieses Leben gelebt werden soll, und sind der Übungen mancherlei Art. Wir sehen an Paulus, was er durchzumachen hatte. — Er sagt: „Denn wir, die wir leben, werden allezeit dem Tode überliefert." usw. Er rühmte sich der Trübsale und Schwachheiten, wenn nur das Leben an ihm sich offenbarte. Es ist mein Wunsch, dass unsere Herzen verstehen und ergreifen möchten, was dieses Leben eigentlich ist, um in der Kraft desselben zu leben, um zu sehen, wie es in die Welt kam, geoffenbart in Christus.

Das Herz, indem es alle Glückseligkeit und Schönheit dieses Lebens in Christus erblickt, klammert sich daran. Das Leben in Ihm war das Licht der Menschen.

Welch eine wunderbare Sache, dass uns — an dem Platze, wo Satan herrscht — gegeben ist, Leben zu haben in Seinem Sohne, dass wir nur allein in Christus leben. Doch vergessen wir nicht, dass dieses Leben gar keine Verbindung mit dieser Welt hat. Zu einer Welt, welche Christus verwirft und Ihn nicht wünscht, sollen wir das Licht des Lebens hervorstrahlen lassen; aber leider! hat alles, was uns hienieden umgibt, die Neigung uns zu veranlassen, statt durch Glauben, durch Schauen zu leben. Wie sehr wir nun auch fehlen, so werden wir doch finden, dass uns Gott alles in Christus gegeben hat.

Ach! möge Er uns geben, immer mehr zu erkennen, was das ewige Leben ist, welches uns in Ihm vor Grundlegung der Welt verheißen war.


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