CS- Zwei Auferstehungen


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Anderes von Charles Stanley

Nach dem bekannten Geschichtsschreiber Josephus, wie auch nach den Worten Marthas (Joh. 11, 24): „Ich weiß, dass er auferstehen wird in der Auferstehung am letzten Tage", wurde von den Juden damals die Lehre festgehalten, dass alle Menschen sterben müssten, dass eine allgemeine und gleichzeitige Auferstehung aller Toten stattfinden, und dass alle vor den Thron Gottes gebracht werden würden, um da nach ihren Werken gerichtet zu werden, und dass das Urteil des Gerichts ein ewiges sei. Diese Lehre ist auch diejenige der Muhammedaner und der römischen, griechischen und protestantischen Kirche. Aber es ist nicht die vollständige Wahrheit, es ist nur der Anfang derselben. Der Tod wie die Auferstehung der Toten ist eine Wirklichkeit. Beide Dinge sind Tatsachen und, im Vergleich mit den Lehren der menschlichen Philosophie, große Wahrheiten. Aber die vollkommene oder vollständige Wahrheit ist die Auferstehung aus den Toten. „Und ebenso wie es den Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, darnach aber das Gericht, also wird auch der Christus, nachdem Er einmal geopfert worden ist, um Vieler Sünden zu tragen, zum zweiten Male denen, die Ihn erwarten, ohne Sünde erscheinen zur Seligkeit." (Hebr. 9, 27. 28.) Viele andere Stellen bestätigen diese Tatsache. Es werden mindestens 1000 Jahre zwischen der ersten und zweiten Auferstehung (Ofsbg. 20) verfließen.

Und was das Gericht anlangt, so ist es offenbar, dass, wenn alle ins Gericht kommen, auch alle verdammt werden müssen; denn alle sind schuldig. Hieraus erhellt der unermessliche Wert der klaren und vollkommenen Wahrheit in Bezug auf diesen Punkt.' Wenn ich vor Gott erscheinen muss, um gerichtet zu werden, so bin ich verloren. Aber Christus ist geopfert worden, um meine Sünden zu tragen. Er ist auf dem Kreuze als mein Stellvertreter gerichtet worden. Meine Sünden, alle meine Sünden, sind auf Ihn gelegt worden. Das ist es gerade, was den großen Unterschied ausmacht. Mein Stellvertreter, der meine Sünden auf sich genommen, hat das Gericht auf dem Kreuze erduldet, und ich werde nie ins Gericht kommen; diejenigen aber, welche Christus verwerfen, werden vor dem großen, weißen Throne gerichtet werden. Es muss notwendigerweise ein Gericht über die Sünde erfolgen. Dasselbe muss entweder in der Vergangenheit stattgefunden haben oder noch in der Zukunft stattfinden. Gott sei Dank, dass nicht beides zugleich der Fall sein kann! „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt Dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tode in das Leben hinübergegangen." (Joh. 5, 24.) Das sind für den Gläubigen drei göttliche Wirklichkeiten, die durch den Mund des Erlösers selbst bestätigt worden sind.

Somit ist die Lehre, dass alle Menschen sterben müssen, und dass alle Toten auferstehen und einem allgemeinen, zukünftigen Gericht anheimfallen, nur der erste Anfangsgrund, nicht aber die vollkommene christliche Wahrheit. Ein Christus, der — wenigstens 1000 Jahre vor dem Gericht des großen weißen Thrones —für diejenigen, welche Ihn erwarten, (ohne Sünde zur Seligkeit, da Er ihre Sünden getragen hat) kommt, ist die vollständige Wahrheit — mit anderen Worten: die Vollkommenheit. Es ist die gesegnete Hoffnung, an welcher die Gläubigen festhielten, bevor die bekennende Versammlung zum Judentum zurückkehrte. Und so ermahnt denn der Apostel, das Wort von dem Anfang des Christus zu lassen und fortzufahren zum vollen Wüchse. (Hebr. 6.) Möge der Herr durch Seinen Geist einem jeden Leser dieser Zeilen geben, die in folgenden Stellen enthaltenen Gedanken zu verstehen: Joh. 14, 1—3; Röm. 8, 23; 1. Kor. 1, 7. 8; 15, 21. 23. 51—55; Phil.3, 20. 21; Kol. 3, 4; 1. Thess. 1, 10; 2, 19: 3,13; 4, 13—18; 5, 23; 2. Thess. 2, 1; Tit. 2, 12.13; Offbg. 20, 5—12.

Dieses köstliche Vorrecht aber, bei der Ankunft Christi aus den Toten auferweckt, oder, wenn man in jenem Augenblick noch lebend auf der Erde weilt, verwandelt und Ihm gleich gemacht zu werden — im Gegensatz zu den übrigen der Menschen, die während der 1000 Jahre in ihren Gräbern verbleiben, und die nur zum Gericht auferstehen werden — ja, dieses Vorrecht zeigt den unendlichen Wert der Versöhnung, welche allen zuteil wird, die an Christus glauben. Zu der Lehre von einer allgemeinen Auferstehung der Toten und einem allgemeinen Gericht zurückkehren, heißt daher nichts anderes als den Wert des Todes Christi herabwürdigen. (Hebr. 6.)

Denken wir nicht, dass die Schrift mit sich selbst im Gegenspruch stehe. Niemals ist dies der Fall. „Ich dachte", wird vielleicht jemand sagen, „dass Matth. 25, 31—46 bestimmt die allgemeine Auferstehung aller Toten lehre, da dort alle, sowohl Schafe als Böcke, zusammen vor dem Throne des Gerichts stehen." Ach! mit welcher Nachlässigkeit lesen wir nur zu oft die Schrift! Ich selbst habe früher so gedacht; aber wie sehr war ich überrascht, als ich zum ersten Male bemerkte, dass diese ernste Stelle nicht nur nicht von allen Toten, als vor dem Throne des Gerichts stehend, spricht, sondern dass überhaupt gar nicht von den Toten die Rede ist. Es sind Nationen, welche auf dieser Erde leben werden, wenn Jesus erscheint, um Seine Herrschaft anzutreten, und welche dann gerichtet werden, jenachdem sie das Zeugnis des jüdischen Überrestes angenommen haben oder nicht. — „Aber werden wir nicht alle vor dem Richterstuhl Christi geoffenbart, und wird dort nicht unsere Arbeit und unser Dienst geprüft werden?" — Ganz gewiss, und dies ist eine sehr köstliche und zugleich eine sehr ernste Wahrheit. Aber es ist doch nicht dasselbe, als unserer Sünden wegen gerichtet zu werden. Lassen wir einmal alle Hindernisse, die uns abhalten wollen, zur Vollkommenheit fortzuschreiten, beiseite, und erforschen wir einfach die Schrift. Die Christen im Allgemeinen haben keine Vorstellung davon, wie wenig sie zur Vollkommenheit vorwärts geschritten, oder besser, wie weit sie rückwärts geschritten sind.


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